Hallo zusammen. Cassie Carter ist mein Name.
Als ich hierhergezogen bin, habe ich wirklich geglaubt, ich könnte nochmal ganz von vorn anfangen. Ein neues Leben, eine neue Stadt, ein neues Ich – das war mein Plan. Sagt man doch immer so, und klingt auch immer so toll! Ich wollte nicht mehr die Schüchterne sein, die im Unterricht am liebsten unsichtbar wäre, die immer nur in Bücher flüchtet, weil sie keine Freunde hat. Ich wollte mutiger sein, offener, endlich mal wo dazugehören.
Aber jetzt, zwei Jahre später, sieht es irgendwie genauso aus wie vorher. Ich sitze immer noch allein, lese immer noch mehr, als ich spreche, und habe keine Ahnung, wie man Anschluss findet, wenn man nicht von Natur aus dazu gehört. Das Studium hat alles sogar noch schwieriger gemacht, weil hier alles irgendwie nach eigenen Regeln läuft. Manchmal kommt es mir vor, als wäre die Uni – ja eigentlich die ganze Stadt – eine Welt für sich, mit Gesetzen, die einem keiner erklärt.
Am Anfang hab ich noch gedacht, das ist bestimmt nur, weil es eine Freie Stadtrepublik ist. Da läuft eben vieles ein bisschen anders als im Rest des Landes, und vielleicht muss man sich einfach dran gewöhnen. Aber inzwischen glaube ich, dass hier noch mehr dahintersteckt. Irgendwas, das ich einfach nicht greifen kann.
Und so halte ich mich weiter an meine Bücher, auch wenn ich insgeheim hoffe, dass sich vielleicht doch noch jemand findet, der die gleichen Zeilen liest wie ich.



