Vivien Quinn

Vivien Quinn hier!

Ich schrubb Böden im Einkaufszentrum, als wäre das schon immer mein Los gewesen. Jeden Tag der gleiche Ablauf. Handschuhe, die nach Desinfektionsmittel stinken, und irgendwo zwischen den Fugen spür ich manchmal, wie das Leben an mir vorbeiläuft. Leute mit glänzenden Tüten, die mich nicht sehen wollen – ich gehöre eben zu den Unsichtbaren. Ab und zu drückt mir jemand einen Gutschein in die Hand, einfach so, als wär das ein bisschen Mitleid, das sie loswerden müssen. Die heb ich trotzdem auf. Für Nala. Sie soll wenigstens manchmal das Gefühl haben, nicht ganz außen vor zu sein.

Ehrlich gesagt: Ich hätte nie Mutter werden wollen. Das war nie der Plan. Mit siebzehn schwanger werden, weil ich zu blöd war zu glauben, dass man Glück hat und nicht sofort schwanger wird… Ihr Vater hat die Flucht ergriffen, sobald er die Chance hatte. Heute lebt er irgendwo in einem besseren Leben, mit einer neuen Familie, Haus, Garten, allem drum und dran. Für uns reicht’s nicht mal für den Kühlschrank am Monatsende.

Wir Quinn-Frauen… Wir haben keinen Rückhalt. Männer kommen und gehen, meistens gehen sie schneller, als man den Namen nachschlagen kann. Ich habe längst aufgehört, enttäuscht zu sein. Ist leichter, als noch irgendwas zu hoffen.

Naleah… tja, sie ist trotzdem hier. Und ja, sie macht das Beste draus, ist klüger, als ich es je war, vielleicht auch stärker. Obwohl ich manchmal denke, sie hätte längst hart werden müssen, weil’s das Leben so will. Stattdessen hält sie fest, was geht. Und ich? Ich gebe, was übrig bleibt. Ein bisschen Zeit, ein paar Gutscheine, eine Art Zuhause, wenn auch kein schönes. Mehr ist da nicht. Ich hoffe, sie spürt wenigstens, dass ich versuche, nicht ganz zu versagen – auch wenn ich weiß, dass das meistens nicht reicht.

In diesen Büchern kommt Vivien vor: